Nach jedem Unentschieden im Handball steht die Frage: Ist das jetzt ein verlorener oder ein gewonnener Punkt? Im Falle des 21:21 der TSV-1c bei der KuSG Leimen (4. Kreisliga) fällt die Antwort kaum eindeutig aus: Gemessen am Verlauf von gut 55 Minuten des Spiels – ein verlorener Punkt. Gemessen an den letzten Minuten – ein gewonnener.
Denn tatsächlich war der TSV im ganzen Spiel nur zwei Mal in Rückstand geraten – ganz zum Anfang und ganz zum Schluss der zweiten Halbzeit. Dass es dennoch zum Remis reichte, dafür sorgte der 18-Jährige Sven Jooß bei seinem ersten 1c-Einsatz mit dem wichtigen Ausgleichstreffer 20 Sekunden vor Schluss. Ein letzter Leimener Angriff wurde abgewehrt, beinahe wäre der TSV sogar noch einmal zum Abschluss gekommen. Doch der Konter wurde wegen falscher Ausführung eines Freiwurfs zurückgepfiffen. Schluss, vorbei, Unentschieden. Letztlich wohl ein leistungsgerechtes Ergebnis.
Der TSV war geschwächt ins Spiel gegangen: Mit nur zwei Ersatzspielern angereist, nachdem Sebastian Hellmann sich im Training verletzt hatte, zog Wieblingen sein Spiel entsprechend ruhig auf – und belohnte sich mit einer frühen 0:2-Führung. Leimen indes konterte zum 4:4-Ausgleich, und auf Wieblinger Seiten wuchsen die Personalsorgen, als Kreisläufer Marc Schneider mit einem Cut am Auge – nach Kollision mit einem Mitspieler – vom Feld ging. Er konnte weitermachen, musste jedoch im Verlauf der Partie noch zwei mal wegen der wieder aufgehenden Wunde pausieren.
Wieblingen aber fing sich, erspielte sich bis zur 27. Minute erstmals ein Drei-Punkte-Polster (6:9), das der TSV in einer chaotischen Schlussphase leichtfertig herschenkte: Konter um Konter fing sich der TSV durch Unkonzentriertheiten vorne und mangelhafte Rückwärtsbewegung ein und musste zur Pause den leider verdienten Ausgleich hinnehmen. Machte sich da schon die dünne Personaldecke bemerkbar?
Nach dem Seitenwechsel bot sich leider ein ähnliches Bild: Eine offensive Leimener Deckung angelte sich, von unpräzisen, nervösen Pässen eingeladen, immer wieder Bälle und damit einfache Schnellangriffe. Doch Wieblingen kam nun endlich auch wieder aus dem Rückraum oder über den Kreis zu Chancen, erarbeitete sich Siebenmeterwürfe (die alle verwandelt wurden) und legte bis auf 16:20 vor. Denn im regulären Angriff fand Leimen kaum ein Mittel gegen die 6:0-Abwehr der Gäste – und was über Außen kam, parierte der glänzend aufgelegte Keeper Matthias Knappe mit aller Routine.
Doch in den letzten fünf Minuten sollte sich das Blatt wenden. Mit einer Manndeckung gegen die TSV-Mittelposition stoppte die Leimener Kreisliga-Reserve das Wieblinger Angriffsspiel, und wieder zeigte sich die Konteranfälligkeit des inzwischen ausgelaugten TSV an diesem Tag. Mit einem 5:0-Lauf dreht die KuSG das Spiel, ehe – siehe oben – die dramatische letzte Minute anbrach.
Gefühlter Sieg oder gefühlte Niederlage? Man kann eifrig spekulieren, welche Szene nun wohl den Ausschlag gegeben hätte – war es die eine oder andere verblasene „hundertprozentige“ Chance, die den Sieg gebracht hätte? Oder der wunderschöne und leider aberkannte Treffer von Marc Schneider ins rechte Ecke? Oder war es umgekehrt eine der vielen Paraden von Matthias Knappe, die zumindest den einen Punkt sicherte?
Zur gerechten Punkteteilung passt jedenfalls auch der faire Verlauf der Partie – bei nur drei Verwarnungen auf Leimener und einer Zeitstrafe auf Wieblinger Seite. Der erste Punkt ist eingefahren – und von einem holprigen Start in die Saison hat sich die 1c noch nie bange machen lassen…
Es spielten und trafen:
TSV Wieblingen:
Matthias Knappe, Torsten Bender – Sven Jooß 2, Andreas Wenz, Daniel Holl 8/3, Martin Knögel 1/1, Marc Schneider 2, Steffen Riedel 2, Ralph Engel 2, Tobias Kösel 4.