TSV Wieblingen III – PSV Heidelberg II 23:25 (12:14)
Noch zwei Minuten. Zwei Tore Rückstand. Siebenmeter für den TSV. Wenn der drin ist – dann ist noch alles drin… Der Ball passiert den Tormann, landet am linken Innenpfosten, kullert die Linie entlang und auf der anderen Seite des Tores ins Aus. Es ist in diesem Spiel der dritte vergebene Siebenmeter für den TSV – die Entscheidung?
Nicht ganz. Denn der TSV gibt sich dem favorisierten Tabellenführer auch jetzt nicht geschlagen. Zum Glück ermöglicht im Gegenzug der PSV mit einer Auszeit der Wieblinger Abwehr, die Taktik für die letzten 90 Sekunden zu besprechen. Schneller Ballgewinn, schneller Torerfolg, lautet die Devise. Und die geht voll auf: Der TSV isoliert den Rechtsaußen des PSV im Ballbesitz, sein Rückpass auf Halb wird abgefangen, Konter, Tor. Nur noch ein Tor Rückstand. Gelingt noch die Sensation gegen den Tabellenführer? Wieblingen muss in den letzten Sekunden alles auf eine Karte setzen, zwingt den PSV vielleicht etwas spät auf Links zum Abschluss – doch der Außenspieler verwandelt cool zum 23:25. Endstand.
Es ist berechtigt, enttäuscht zu sein, nachdem man so knapp dran war am ersten Punkt. Mit Blick auf die vergebenen Chancen der letzten Minuten hätten es sogar zwei sein können: Besagter Siebenmeter, ein verschossener Konter, ein frecher direkter Freiwurf, der leider neben dem Tor landete – dazu ein unnötig leichtes Gegentor nach einem Abstimmungsproblem in Unterzahl… es hätte leicht anders ausgehen können. Hätte, hätte – wie stand dieser Tage im Sportteil eines großen Onlinemagazins: „Der Konjunktiv ist ein beliebter Fluchtort für Verlierer.“
Doch wie Verlierer müssen sich die 1c-Spieler nach diesem Fight wahrlich nicht fühlen. Denn endlich einmal hatte die Mannschaft über 60 Minuten eine durchgängige Leistung gezeigt und klargemacht, dass auch das Duell Tabellenerster gegen Tabellenletzter keine ausgemachte Sache sein muss. Endlich einmal kein verschlafener Fehl-, sondern ein Blitzstart. Gleich beim ersten Angriff der Gäste blockt die TSV-Abwehr einen Wurf aus dem Rückraum, der Ball landet beim Mitspieler. Steilpass, Konter, 1:0 für den Underdog. Bis zum 4:4 sollte der TSV stets ein Tor vorlegen – ehe eine Phase mit zahlreichen Zeitstrafen das Spiel unruhig und unausgeglichen werden ließ. So manche Hinausstellung verursachte in einer nicht übermäßig hart geführten Partei auf beiden Seiten Kopfschütteln – wobei man die direkte Rote Karte gegen Wieblingens Marc Schneider in der 20. Minute sicher geben kann.
Doch der TSV kämpfte aufopferungsvoll, steckte auch bei zwischenzeitlichem Vier-Tore-Rückstand nicht auf (6:10), sondern war spätestens Mitte der zweiten Halbzeit mit dem 17:17 wieder voll auf Augenhöhe. Großen Anteil daran hatte erneut „Frode“ Nachtrodt im Tor, der einige Großchancen vereitelte. Und vorne war es vor allem Rückkehrer Uli Siegel, der die Mannschaft antrieb und im Spiel hielt. Seine unermüdlichen Zweikämpfe rissen die Lücken für die Teamkollegen am Kreis oder im Rückraum, resultierten in Siebenmetern – oder gleich in direkten Torerfolgen, etwa per sehenswertem Unterarm-Kracher.
Wenn es gelingt, gegen den Tabellenführer kurz vor Schluss mitzuhalten – dann muss das Mut machen für die anstehenden Aufgaben. Nach dem spielfreien Wochenende kommt es beim TSV Steinsfurt zum spannenden Kellerduell – ein klassisches Vier-Punkte-Spiel.
Für den TSV spielten:
Frederik Nachtrodt, Matthias Knappe – Marc Schneider (1), Klaus Karch (3), Daniel Bräuer (9/2), Martin Knögel, Uwe Morres (1), Ralph Engel (1), Steffen Riedel, Andreas Wenz, Uli Siegel (7/1), Michael Beyer (1).