TSV Wieblingen III – TSV Handschuhsheim II 21:27 (9:18)
„Ihr habt gut gespielt – in der zweiten Halbzeit“, so ein Handschuhsheimer Spieler beim Abklatschen nach dem Schlusspfiff. „Aber die erste war beschissen.“ Man kann darüber streiten, ob derart deftige Worte gegenüber dem sportlichen Gegner angemessen sind. Zutreffend waren sie – leider – auf alle Fälle.
Denn die Wieblinger 1c hatte in den 60 Minuten zuvor wieder einmal zwei Gesichter gezeigt. Die erste Halbzeit geriet von Beginn an völlig daneben. Die Abwehr löchrig und desorientiert, erlaubte den Gästen von der anderen Neckarseite praktisch mit jedem Angriff einen Treffer. Damit war auch die wichtigste Waffe aus dem Wieblinger Arsenal wirkungslos: Wer stets Anspiel hat, kann bekanntlich kaum Konter laufen. Aus dem strukturierten Angriff heraus wollte den Aufsteigern zunächst auch nur wenig gelingen. Nervöse Hände ließen Bälle fallen oder vergaben freistehend Torchancen. So würde der heiß ersehnte erste Punktgewinn weiter auf sich warten lassen. Beim Pausenstand von 9:18 schien die Messe gelesen.
Doch die Halbzeitansprache von Trainer Achim Wolf zeitigte erstaunliche Wirkung. Der TSV brauchte noch ein, zwei Minuten, ehe er in Schwung kam. Aber dann! Während die Gäste einem sicheren Auswärtssieg entgegen zu trudeln glaubten, festigte sich die Wieblinger Abwehr. Frederik Nachtrodt im Tor tat sein übriges – und dann fielen sie auf einmal. Die einfachen Tore – von allen Positionen. Konter. Einzelaktionen von Außen. Distanzschüsse aus dem Rückraum. Lücken am Kreis taten sich auf. Die Siebenmeter saßen. Mit einem unglaublichen 9:1-Lauf stellten die Wieblinger Hausherren den Anschluss her (18:19). Die Halle stand Kopf: Nach nur zwölf Minuten waren so viele Tore für die Heimseite gefallen wie in der gesamten ersten Hälfte.
Leider versäumte es die Mannschaft, in dieser Situation das Spiel endgültig zu drehen. Handschuhsheim fand wieder ins Angriffsspiel zurück, und auf der anderen Seite gingen drei, vier Aktionen am Stück minimal schief: Der entscheidende Pass zum überraschend freistehenden Mitspieler kam nicht an, der berechtigte Schuss aus dem Rückraum wurde verzogen, das Durchstoßen bis Außen endete im einfachen Ballverlust. Statt auszugleichen und vorzulegen, gerieten die Hausherren wieder ins Hintertreffen. Die Aufholjagd war beendet, die eben noch mustergültige Moral endgültig gebrochen, die Nervosität kehrte zurück: Bis zum Schlusspfiff sollten nur noch drei Treffer gelingen.
Es ist müßig, sich auszumalen, wie das Spiel gelaufen wäre, hätte sich Wieblingen von Beginn an seiner Stärken erinnert und derart beherzt angegriffen wie nach der Pause. Hätte, hätte, Fahrradkette… Aber es zeigt den Weg auf, der in den kommenden Wochen und Monaten zu beschreiten sein wird: Konsequenz, von Anfang an. Vielleicht gelingt ja über die Saison gesehen eine ähnliche Leistungssteigerung wie bislang im Verlauf noch jedes einzelnen Spiels: Schwach angefangen, stark gesteigert. Der erste Teil wäre mit dem derzeitigen Tabellenplatz schon mal erfüllt…
TSV Wieblingen:
Frederik Nachtrodt – Marc Schneider, Klaus Karch (3), Daniel Bräuer (4/1), Martin Knögel, Uwe Morres (3), Thomas Fein (3/2), Christian Dörr (6), Jan Sommer, Tobias Kösel, Till Schmidt (2), Steffen Riedel, Klaus Spengler.
TSV Handschuhsheim:
Günther Döll – Michael Schröder (1), Christian Lailach, Patrick Rudolph 2), Johann Schank (7/2), Andreas Layer (3/2), Nikolaus Ullmerich (3), Jan Schröder (7), Michael Kurda (2), Jens Eckstein (2).