Spanisches Jubiläum: Zum 10. Mal zur Copa de Roses

Der Tauchsieder an der Costa Brava, der Rhythmus des Puschels, das Kaufhaus in der Stierkampfarena – vermeintliche Irrlichter der Copa de Roses-Jubiläumstour 2012

Von Kai Neureuther

Zehn Jahre Copa de Roses, zehnmal der Bus nahezu voll, zehnmal tolle Programme, jedes Jahr wieder Neues und bereits messbare Neugierde im Hinblick auf ein elftes Mal. Die Pfingstfahrt der Wieblinger Handballjugend darf getrost als Erfolgsmodell, ja als Selbstläufer bezeichnet werden.

Wird das denn nicht langweilig, wiederholt sich denn nicht alles, sollte einmal wieder etwas ganz Anderes ausprobiert werden? Die Fragen sind legitim, die besten Antworten liefern unsere Kids, die den geschlossenen Fragestellungen schlicht und einfach mit einem klaren „NEIN“ entgegnen.

Und so möchte ich drei Geschichten erzählen, die den Reiz und den Charme dieser Pfingsttour ausmachen.

Geschichte 1 : Wie der Tauchsieder in die Sangri kam
Doch keine gute Geschichte ohne Vorgeschichte. Die Spanienwoche hat nicht alleine bei unseren Nachwuchswerfern über die Jahre hinweg für ein immer aufgeweckteres Interesse gesorgt, sondern auch bei unseren Begleitpersonen, namentlich bei den uns eskortierenden Müttern, die anfangs wenigstens teilweise aus mütterlichen Instinkten heraus ihre Sprösslinge nach Spanien begleitet haben. Das Orgateam musste sich um keine tröstenden Worte bei Heimweh, kein Pflaster, keine Reiseapotheke mehr kümmern, all das war von nun an im „Mutterinstinkt-Rundumpaket“ inbegriffen.
Die erwähnten helfenden guten Seelen haben wir von nun an plakativ in unserem sogenannten „Muddagenesungswerk“ zusammengefasst.
Nun aber Ende der Vorgeschichte.

Montag, 28. Mai 2012, Ausflug eines Teils der Gruppe mit dem sogenannten Roses-Express in das Naturschutzgebiet Cap des Creus. (Den Roses-Express möge man sich bitte weder schnell noch komfortabel vorstellen, und man hat das Gefühl die Hautporen geben heute noch immer mal wieder Partikel dieser riesengroßen Staubschleuder frei.)

Zum Startzeitpunkt um 15 Uhr herrscht flimmernde Hitze (der Spanier macht Siesta, der Touri einen Ausflug). An malerischen Buchten und Felsformationen sowie alten Gehöften vorbei, deren Konturen immer schärfer werden, sobald sich die Staubwolken gelegt haben, führt uns der Touristenzug immer weiter in die Hochlagen dieses atemberaubenden Naturreservats. An der höchsten Stelle angekommen, sollte die ausgetrocknete Kehle dann auch ein kleines Labsal in Form einer Weinverköstigung erhalten. Also gut: Der Wein kam aus dem Kanister in den Plastikbecher, hatte die Betriebstemperatur des Motors und schmeckte irgendwie gekippt.

Nachher sollten wir erfahren, dass es sich um einen Sherrywein gehandelt haben soll und alles seine Ordnung gehabt habe. Vorher hatten wir aber bereits der etwas spärlichen Vegetation des Cap des Creus mit dem Inhalt unserer Becher zu üppigerem Wachstum verhelfen wollen.

Und genau das hat offenbar Petrus erzürnt. Es sollten dunkelste Wolken aufziehen und ein eiskalter Tramontana-Wind durch die nordspanische Bergwelt pfeifen. Der Rückweg war geprägt von einer intensiven Schockfrostung gepaart mit einem Feinsandpanat.

Und jetzt kommt er ins Spiel: der Tauchsieder. Hätten wir uns zu Beginn des Ausflugs noch einen eisgekühlten, mit leckeren Südfrüchten angereicherten Sangrilla zum Abschluss des Ausflugs vorstellen können, so wurde nun Danis Ruf nach Glühwein so unüberhörbar, dass die Antwort Patricias „Du, Dani, ich habe einen Tauchsieder dabei!“ nicht lange auf sich warten ließ. Und würde er an allen anderen Tagen im Jahr an den Strandbars der Costa Brava zum Ladenhüter avancieren, so war der Glühsangrilla zu diesem Zeitpunkt der Absatzrenner Nr.1.

Und wem haben wir den Tauchsieder zu verdanken? – Na klar, dem Mutterinstinkt. Und wer wissen möchte, welchen liebevolle Kosenamen unsere Patricia vom Muddagenesungswerk seither trägt, der frage einen Insider oder buche die mögliche Tour 2013.

Geschichte 2 : Die Geschichte des Puschels
Was ist überhaupt ein Puschel? Wozu benötige ich diesen und wie wirkt er auf andere? Auch diese Fragen bedürfen vorab einer Erläuterung. Neben dem touristischen Rahmenprogramm wird bei der Copa de Roses selbstverständlich ein Handballturnier ausgetragen. In diesem Jahr waren es die Vereine aus Roses, Toroella de Montgri, Banyoles und Wieblingen, die die Pokale ausspielten. Ehrensache, dass die nichtspielenden Teams, Betreuer und unser Muddagenesungswerk auf der Tribüne mitfiebern und anfeuern.

Dabei werden höchst kreative Schlachtgesänge geboren, so zum Beispiel bei einem Torerfolg: „Das war die Tina, die Tina macht das immer so!“ Diesem Schlachtruf folgt rhythmisches Klatschen mit den Händen – und zwar nicht irgendein Klatschen, sondern eine ganz bestimmte minutiös festgelegte und einzig gültige Taktfolge. Danach nocheinmal eine um einige Dezibel lautere Wiederholung des Vornamens des Torschützen.

Nun ist es ja so, dass Multitasking nicht zwangsläufig eine der hervorragenden Eigenschaft ist, die wir Männer der Schöpfung unser eigen nennen dürfen. Und so begab es sich in der Sporthalle von Roses, dass unser Copa-de-Roses-Novize Conny immer wieder an der einzig wahren Klatschabfolge gescheitert ist. Seinem frustrierten „Rutscht mit doch den Buckel runter!“ folgte die prompte der Retourkutsche aus den Reihen unseres Muddagenesungswerks „Wenn Du das nicht kannst, dann kriegst Du halt so Dinger wie die Cheerleader, solche …, solche …, na wie heißen die doch, na ja halt solche Puschels!“

Findige Mithörer dieses Dialogs entschieden beim nächsten Altstadtbummel, dass, koste es, was es wolle, solche Puschels für das nächste Turnierspiel aufgetrieben werden müssen. Und sie wurden gefunden, nicht sonderlich groß, gleichfalls mit Spange als Haarschmuck zu tragen, ziemlich kitschig gepunktet, aber unverwechselbar als Mini-Puschels wiedererkennbar. Diese Gerätschaften wurden beim abendlichen Strandplausch feierlich überreicht und kamen bei unserem Gastspiel in Banyoles zu ihrem Premiereneinsatz.

Mittlerweile zieren sie das Haar zweier Mädels aus unserer C-Jugend.

Wir hatten alle viel Spaß und jede Menge zu lachen bei der Sache mit den Puschels und Conny in den Reihen der Mitreisenden einen neuen Kosenamen. Welchen? Da müsst Ihr schon einen Insider fragen oder die mögliche Tour 2013 buchen.

Geschichte 3 : Das Kaufhaus in der Stierkampfarena
Diese Geschichte hat mit der Fazination zu tun, die Barcelona seit Jahren auf uns ausübt. Bereits zum fünften oder gar sechsten Mal führte unser Tagesausflug nach Barcelona und auch hier lernen wir jedes Jahr neue Ecken und neue Geschichten kennen.

Begonnen haben wir unsere Stadtführung im hoch über Barcelona liegenden Parc Guell, der Anfang des 20. Jahrhundert von Antoni Gaudi als bevorzugtes Wohnviertel Barcelonas mit etwas über 30 Wohngebäuden konzipiert war, von denen aber mangels Nachfrage nur drei errichtet und bezogen wurden. Ursache: mangelnde Nachfrage, da zu damaliger Zeit die Entfernung zum Stadtzentrum als zu weit empfunden wurde. Diesem glücklichen Umstand haben heutzutage die Touristen aus aller Herren Länder diesen einzigartigen Park zu verdanken.

Das immer noch nicht vollendete Wahrzeichen Barcelonas, die Sagrada Familia, ebenfalls nach den Plänen von Antoni Gaudi errichtet, sollte unsere nächste Station sein. Legen wir die Bilder aus den Jahren 2003 bis 2012 nebeneinander werden wir den Fortschritt des Bauwerks unschwer erkennen. Im Jahre 2026 ist nach heutigen Planungen die Fertigstellung geplant, dies wäre das Jahr des 100. Todestages Antoni Gaudis.

Ein offener Posten unserer letzten Barcelonatour ist die Stierkampfarena unweit der einzigartigen Wasserspiele. Stierkämpfe gehören in Katalonien der Vergangenheit an, so dass dieser Prachtbau in andalusischem Stil eine neue Widmung erfahren musste. Einer architektonische Meisterleitung ist es zu verdanken, dass sich innerhalb der alten Grundmauern eine atemberaubende Stahlkonstruktion befindet, auf deren Basis sich über mehrere Etagen Einkaufsgeschäfte der gehobenen Kategorie, ein Kinocenter und zahlreiche gastronomische Betriebe erstrecken. Der Clou ist allerdings ein Rundgang auf der Dachterasse, von der aus man einen sensationellen Blick in alle vier Himmelsrichtungen Barcelonas werfen kann.

Der Besuch aus der fernen Heimat
Das ohrenbetäubende Geräusch knatternder Mopeds (in Spanien dürfen diese bis 125 ccm führerscheinfrei gefahren werden) in den Straßen von Roses ist nach all den Jahren zwar noch immer keine schöne, allerdings jedoch vertraute Begleiterscheinung. Welche Musik war es dann in den Ohren, als am Montagabend unsere drei Wieblinger Biker Michael, Stefan und Holger am Hotel vorfuhren, um uns zwei Tage lang Gesellschaft zu leisten.
Ist es üblicherweise so, dass Kids eigentlich recht froh sind, wenn sie bei einer solchen Reise sich möglichst weit dem Zugriff ihrer Erziehungsberechtigten entziehen können, so war die Freude bei Simon und Jan nicht übersehbar, als ihre Väter anrückten.

Ich glaube schon, dass die drei Easy Riders noch gerne den einen oder anderen Tag mit uns verbracht hätten, doch die Bergpässe Andorras und der Pyrenäen sowie der Atlantik lockten die passionierten Motorradfahrer verständlicher Weise. Wir haben uns über den Besuch riesig gefreut und hatten zwei tolle gemeinsame Tage („Nightswimming“!).

Die Basics der Copa de Roses:

• Natürlich wurde Handball gespielt. Die männliche C-Jugend und die männliche B-Jugend gewannen ihre Turnierspiele gegen die einheimischen Clubs souverän und errangen den Turniersieg, die Mädels mussten sich ein Mal geschlagen geben und belegten den 2. Platz.
• Natürlich wurde Beachhandball gespielt. 4 Mannschaften aus den eigenen Reihen hatten wieder einmal riesigen Spaß bei dieser kuzweiligen Strandsportart.
• Natürlich wurde am Strand ordentlich gechillt.
• Natürlich gab es das traditionelle Minigolftournier, und beim Besuch des Wasserrutschenparks Aqua Brava am Abreisetag wurden die letzten Energien mobilisiert und noch einmal richtig getobt.
• Natürlich gab es wieder die lauen Abende am Strand von Roses. Neu allerdings die „Bumm-Bumm-Maschine“ („zentnerschwere“ neue Errungenschaft der Handballjugend), eine mobile Musikbox, die Gute-Laune-Musik hämmerte, die Neugierde zahlreicher Strandspaziergänger weckte und ob ihrer Power im Hotel bewusst nicht zum Einsatz kam.

Dankeschön,
will ich all denen sagen, die sich der Verantwortung stellten, vor Ort unsere Rasselbande zu betreuen. Das sind : Christian, Christina, Petra, Dani, Beate, Patricia, Thorsten, Frank, Daniel und Conny.
Ein Dankeschön aber auch unseren Kids, die uns Betreuern durchaus den Raum ließen, ebenfalls ein Urlaubsfeeling zu entwickeln.
Danke auch unserem Reiseleiter Wolfgang, der auch die zweite gemeinsame Barcelona-Tour zum Erlebnis werden ließ, den Busunternehmen Jahnke und Merx mit Bernhard und Eckhard als Fahrern, die sich in Kooperation für den reibungslosen Transfer verantwortlich zeigten, sowie Ingo, Hape und Markus vom Copa de Roses-Orgateam, ohne deren unermüdlichen Einsatz an der Costa Brava das Erzählte alles nicht zu erzählen gewesen wäre.
Ein letzter aber umso herzlicher Dank gilt dem Team des Hotel Ciutadella um seinen liebenswerten Chef Fernando. Aus einer ursprünglich zweckmäßigen Beherbergung ist über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis gewachsen. Wir freuen uns, jedes Mal wieder kommen zu dürfen.
Auch die Küche des Citadellas darf nicht unerwähnt bleiben. Herzlichen Dank für die Gaumenfreuden, ich packe an unsere Spanientour immer wieder eine Fastenkur hintendran.
Übrigens: Fernando trägt seit diesem Jahr das Original-TSV-Trikot mit der Nummer 10.

Hasta luego 2013 ???

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