2020 war es, da sollte unser TSV als Copa de Roses-Teilnehmer volljährig werden, doch dann kam alles anders, die Geschichte ist bekannt. Und so mussten wir bis zum 3. Juni 2022 warten, bis wir dann endlich die 18. Teilnahme am Copa de Roses feiern durften.
Rekordteilnehmer, diesen Titel tragen wir als TSV Wieblingen jetzt. Macht das denn überhaupt noch Spaß, wenn die Pfingsttour über 2 Jahrzehnte hinweg immer wieder ans selbe Ziel führt?
O ja! Das stellen nicht zuletzt die Teilnehmerzahlen unter Beweis. So traten zahlreiche Handballkids ihren ersten Trip nach Roses an und hatten natürlich im Vorfeld schon viele Geschichten und Legenden, die sich um die traditionelle Pfingstreise ranken, gehört. Die Spannung und Vorfreude war entsprechend groß.
Auf der anderen Seite haben einige Ehemalige, Copa de Roses-Dinos, wie ich sie gerne nenne, ein Ticket gelöst und sind teilweise sogar auf dem Luftweg angereist.
Auch ich bin rückfällig geworden und habe mich nach 5 Jahren wieder vom Copa de Roses-Fieber anstecken lassen. Allerdings stand ich erstmals nicht in der Pflicht, sondern war schlichter und genießender Mitreisender.
Was macht denn den Spirit aus, der uns als Handballer Jahr für Jahr an die Costa Brava lockt?
Das sind viele verschiedene Aspekte, zunächst aber einmal der, dass es sich um eine sehr familiäre Veranstaltung und keine Massenveranstaltung handelt. Da wirst du bei der Ankunft von Ingo, der vor Ort alles organisiert, begrüßt. Er hat gerade mit größtmöglichem Einsatz dafür gesorgt, dass der Speisesaal nach einer staureichen Anreise länger offen gehalten wird wie üblich. Schließlich soll niemand hungern.
Und dann der freundschaftliche Hinweis, „Ich möchte eure Treue belohnen und habe für die Betreuer allesamt Zimmer mit Balkon zum Meer hin reserviert.“
So darf Urlaub gerne beginnen.
Bei der Hotelfrage waren wir durchaus mit gemischten Gefühlen unterwegs, ja, tatsächlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
16 Mal waren wir in einem kleinen als Familienbetrieb geführten Hotel, dem „Ciutadela“, am Rande der Altstadt. Fernando, der Chef, hatte uns mittlerweile im Spaß schon als Familienmitglieder bezeichnet. Aber das Virus hat wie an vielen anderen Stellen auch hier seinen wirtschaftlichen Tribut gefordert, so dass uns Fernando leider nicht mehr das Rundum-Sorglos-Programm anbieten konnte, was wir über so viele Jahre hinweg liebgewonnen hatten. Und so loggten wir in diesem Jahr in Santa Margarita im „Marian“ ein, das mit seiner Lage direkt an der Strandpromenade letztendlich sehr starke Argumente auf seiner Seite hatte und uns neben unseren sportlichen Aktivitäten absolutes Holiday-Feeling vermittelt hat.
Die Woche an der Costa Brava verging wie im Flug. Der Sonntag startete mit einem Beachvolleyballturnier, an dem unsere Teams den spanischen Gastgebern sportlich zwar unterlegen waren, jedoch deutlich für die Spaßmomente gesorgt haben. Andere nutzten die Gelegenheit zu einem Marktbesuch an den Mauern der Zitadelle von Roses.
Das traditionelle Minigolfturnier auf den Greens an der Strandpromenade bereitete ebenso viel Spaß wie das Beachhandballturnier am Donnerstagvormittag oder der Ausflug in die Pyrenäen nach Macanet zum 18-Loch-Fußballgolf-Park.
Spaßfaktor Nummer 1 dürfte allerdings der Besuch des Wasserrutschenparks Aqua Brava, der mit niet- und nagelneuen Schanzenrutschen zur ein oder anderen Flugshow einlud, gewesen sein. Auch der unverzichtbare Besuch der Poolbaar bei einem Cocktail dürfte Gegenstand der ein oder anderen Erzählung gewesen sein.
Wann war denn da noch Zeit zum Handballspielen? Logisch, abends. In Spanien ist es nun einmal nichts Ungewöhnliches, dass ein Spiel erst um 21 Uhr angepfiffen wird.
Und so waren wir Gast bei insgesamt 3 katalonischen Vereinen in Banyoles, Fornells de la Selva und Roses selbst.
Die abendliche Party fand dann eben seltener am Strand, dafür jedoch umso kreativer und stimmungsvoller auf den Tribünen der spanischen Sporthallen statt. Unsere Gastgeber, für die die Freundschaftsspiele zu einem echten Familienfest werden, staunten nicht schlecht über unsere „Vorklatscher“ David und Simon, die nicht nur nach isländischem Vorbild die Zuschauer zum Mitmachen animierte, nein, da gab es auch noch die Variante des Handstands und des Klatschens mit den Beinen, die für große Bewunderung sorgte, jedoch nicht zum Nachahmen.
Hervorragend hat unsere C-Jugend ihre Aufgaben bewältigt und den Copa de Roses 2022 für sich entschieden, die B-Jugend wurde Zweiter, die A-Jugend spielte leider nicht altersgerecht und lieferte sich spannende Spiele gegen Herrenmannschaften, ohne jedoch die Platte siegreich verlassen zu können. Die gemischte Mädchen- und Damen-Mannschaft unterlag in Banyoles ebenfalls einem sehr gut eingespielten katalonischen Team.
Jeder Abfiff eines Spiels hatte etwas Besonderes. Denn jeweils beide Vereine feierten gemeinsam vor der Tribüne vor ihren Fans. Die Forderung nach „Hinsetzen“ und gib mir ein „H“ usw. verstanden unsere spanischen Spielpartner ohne Dolmetscher und sie sangen und tanzten das legendäre „Humbatäterä“ stets ausgelassen mit.
Eine Völkerverständigung im Kleinen und definitiv einen goßen Batzen Copa-de-Roses-Spirit vermittelt dieses Bild, das hoffentlich jeder Leser vor Augen haben kann.
Eine Nachricht aus Fornells erreichte uns auch von einem Vater aus Mecklenburg-Vorpommern, der dort lebt und seinen Kindern endlich mal gute deutsche Handballmannschaften zeigen wollte, wie er selbst sagte, und extra nach Hause gefahren ist, um mit einem deutschen Fähnchen im spanischen Fanblock unsere Wieblinger Kids anzufeuern.
Er könne sich vorstellen, etwas austauschähnliches mit dem TSV aufzubauen, auch mit anderen Sportarten, wie z.B. Fuball und Basketball.
Das ist doch mal eine Herausforderung …!
Herausforderung ist dann auch ein gutes Stichwort für den Abschluss. Es ist eine riesige Herausforderung für diejenigen, die die Verantwortung für eine solche Veranstaltung übernehmen. Ohne diese leidenschaftlichen „Vereinsmeier“, wie sie ab und zu abschätzig bezeichnet werden, keine Reise, kein Spaß, aber auch keine Werteübungen in Sachen Kameradschaft und Respekt.
Da sind die Jugendtrainerinnen und -trainer, Betreuerinnen und Betreuer, die Jahr für Jahr versuchen, den Copa-de-Roses-Spirit zu vermitteln und sich 2 Nächte lang im Bus den Rücken krumm liegen. Vielen Dank für Euren Einsatz.
Da muss es aber auch stets jemanden geben, der vor Ort den Hut auf hat und sich an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr in die Pflicht nehmen lassen muss. Das war bei der diesjährigen Tour Sissy Bender. Ja, und auch bei dir herzlichen Dank für Dein selbstloses Engagement.
Vielen Dank auch an die BBBank und Petra Hoba, die mit Spenden die tollen Outfits mitfinanzierten.
Ja und für mich war es nach fünf Jahren Pause dann zumindest Semi-Tourismus, denn so ein bisschen wurde ich ja doch wieder von dieser ganz speziellen Atmosphäre des Copa de Roses gepackt.
2024, wenn die Handballabteilung 100 Jahre alt wird, stünde die 20. Teilnahme am Copa de Roses an, vielleicht klappt das ja. Auf alle Fälle gut erkennbar ist die Tatsache, dass diese Erfolgsgeschichte einen nicht unbeachtlichen Zeitraum unserer Vereinshistorie begleitet.
„Hola“, der „Semi-Tourist“ Kai Neureuther